Cochemer Modell:
Was ist das?
Vorstellung des Modells
Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es!
Um das hoffnungsvolle Cochemer Modell, auch Cochemer Praxis genannt, zu verstehen, muss erst einmal deutlich werden, was Eltern mit Kindern vor Gericht im Falle einer Scheidung üblicherweise in Deutschland erleben.
Geht ein Elternteil vor Gericht, sind Eltern und Kinder bereits stark psychisch belastet. Ein Rechtsanwalt setzt sich parteiisch für seinen Mandanten ein. Wenn er den Prozess als „Sieger“ abschließt, verdient er mehr Geld und sieht seinen Einsatz als „Erfolg“. Das Jugendamt hört sich beide Elternteile vorher an und schreibt eine Empfehlung an das Gericht. Wenn sich die Eltern hinsichtlich Umgangsrecht und Sorgerecht der Kinder uneinig sind, dann vergeht wiederum wertvolle Zeit. Oft findet der darauffolgende Gerichtstermin erst nach ca. 6 Monaten statt. Jetzt lassen sich die verhärteten Fronten kaum noch lösen. Der Richter, der persönlich keinen Bezug zur familiären Situation oder gar zum Kind hat, ist mit der Uneinigkeit der Eltern überfordert und entscheidet oft pauschal für die Mutter als Lebensmittelpunkt des Kindes. Niemand unter den Fachleuten hat sich bisher ein realistisches Bild über die Kinder selbst und ihre Beziehung zu den Eltern gemacht.
Das Kind leidet nicht nur unmittelbar, weil seine Familie im Alltag zerbricht. Es muss gerade vor Gericht seine Eltern als erbitterte Prozessgegner erleben, die sich nicht scheuen, das Kind zur Durchsetzung der jeweils eigenen Interessen zu instrumentalisieren. Das im Gesetz und auch in vielen juristischen Schriften vielzitierte „Wohl des Kindes“ verkommt hier zu einem gescheiterten Experiment. Im Laufe der Jahre ist die oft folgende komplette Ausgrenzung des Vaters vorprogrammiert.
In einem solchen Fall sind vielmehr alle am Scheidungsverfahren beteiligten Professionen gefordert, mitzuhelfen, dass Eltern auch in dieser schwierigen Situation gemeinsam die Verantwortung für ihr Kind übernehmen.
Beim Familiengericht in Cochem-Zell wird dies als „ Cochemer Modell“ seit 1994 äußerst erfolgreich praktiziert:
- Die erste mündliche Verhandlung vor Gericht findet spätestens 14 Tage nach Eingang des Antrags statt. Erst dann ist ein Vertreter des Jugendamt anwesend. Wird keine Einigung erzielt, werden die Eltern sofort ins Jugendamt zu einem Beratungstermin gebeten.
- Eltern sollen über Beratung dazu motiviert werden, sich selbst auf alltagstaugliche Um gangsregelungen zu einigen.
- Der Richter weist die Eltern auf ihre Verantwortung gegenüber ihrem Kind hin. Er nutzt sei ne Autorität aber auch, ihnen bei unzureichender Einsicht und Zusammenarbeit eines Eltern teils das Sorgerecht in Frage zu stellen.
- Die Anwälte stellen nur einen kurzen Antrag, meistens nur ca. 5 Zeilen, und verzichten auf seitenweise Berichte und „schmutzige Wäsche“. Sie setzen nicht auf Sieg ihres Mandanten.
- Zwischen den Anwälten beider Parteien besteht Einvernehmen, dass in Sorge- und Um gangsrechtsverfahren keine Konfliktstrategien verfolgt werden sollen. Beide Anwälte erhalten das gleiche Honorar, egal wessen Antrag später das Gericht berücksichtigen wird.
- Sollte ein psychologischer Sachverständiger eingesetzt werden, unternimmt er den Versuch, den Konflikt zu schlichten. Eine Diagnose ist nicht sein wichtigstes Anliegen. Dies führt gerade bei anfänglich hochstrittigen Fällen zu überraschend positiven Ergebnissen.
Bilanz für den Cochemer Weg:
- Er wirkt präventiv (schlichten statt richten)
- Frühzeitig erarbeitete Lösungen reduzieren die gerichtlichen Verfahren
- eine hohe Erfolgsquote (mehr als 90 %) wird erzielt
- Eltern und vor allem die Kinder werden viel weniger belastet als bisher
- der Erfolg stellt sich nur dann ein, wenn entschlossene Vertreter verschiedener Professionen das Kindeswohl in den Mittelpunkt stellen, und nicht den eigenen Machtanspruch.